Bremsscheiben und ihre Geheimnisse

    • Offizieller Beitrag

    ja moin erstmal,


    da ich eine neue Bremsscheibe hinten benötige, stelle ich mal die Frage in den Raum: Ist Bremsscheibe gleich Bremsscheibe?


    Ich meine es wird viel über Fahrwerke und deren Einstellungen oder Reifen mit der richtigen Temperatur diskutiert und bei den Bremsen allgemein der Druckpunkt behandelt. Nur über die Kombination Bremsscheibe / Bremsbeläge ist mir kein Thema oder Test bekannt.


    Die thermische Belastung der Scheiben ist doch abhängig vom Einsatzgebiet (Flachland, Solo / mit Sozia, Renne, Alpen, etc.). Ich möchte mal eine Diskussion starten, um Eure Erfahrungen zu hören in Bezug auf zu warm gewordene Scheiben, die mit welchen Belägen zu heiß geworden sind und wie Ihr darauf reagiert habt.
    Persönlich habe ich letztes Jahr meine hintere Scheibe auf einer Passstraße bergab zum Glühen gekriegt.
    :whistle: Das Wechseln der Beläge reicht nicht aus, eine neue Scheibe muss her, aber ich möchte schon die richtige kaufen. Wir sind meistens zu zweit unterwegs und da werden die Bremsen schon mal warm.


    Grüße
    Koko

  • Bremsscheibe ist bestimmt nicht gleich Bremsscheibe.


    Aber die an Straßenmotorrädern verbauten Bremsscheiben und Beläge müssen ein breites Einsatzspektrum abdecken und in sehr vielen Fahrsituationen ihren Dienst sicher versehen..
    Z.B. 250 auf der Autobahn, Fahrer mit 200 kg Lebendgewicht + Gepäck und manchmal auch etwas Rennstrecke...
    Am Nordpol sollen sie funktionieren und in der Sahara auch, halbwegs bezahlbar müssen sie auch sein und sie sollen gut aussehen.
    Die Zusammensetzung der Scheiben und Beläge ist immer -wie bei viele andere Fahrzeugteilen auch (Reifen z.b.)- nur ein Kompromiss.
    Es wird dabei immer auf etwas verzichtet um etwas anderes gewährleisten zu können.
    Z.B. eine extrem hohe Bremsleistung = hoher Verschleiß und die Bremse ist dann auch vermutlich nicht dosierbar. Also reduziert man die Bremsleistung und senkt damit den Verschleiß, aber die Bremse wird dafür wieder dosierbar


    An Straßenmotorrädern muss sich der Verschleiß aber in Grenzen halten.
    Mit Bremsen aus dem Rennsport wäre kaum die Fahrt von Meppen bis zum Gardasee und zurück möglich. Ein "normales Motorrad" muss das können. Die Rennmaschine wäre mit den Bremsen einer Tourenmaschine wohl eher zum Selbstmord geeignet.
    Gesetzliche Anforderungen müssen ebenfalls erfüllt sein (ABE).


    Die eierlegende Wollmilchsau unter den Bremsscheiben und Belägen wird man für unsere Motorräder nicht finden - und wenn es sie doch gibt, dann gibts keine ABE dazu und sie kosten ein Vermögen.


    Aber ich frage mich:
    EBC-Scheiben dazu EBC-Beläge?
    Lukas-Scheiben und dazu Lukas-Beläge?
    T-Scheiben und dazu T-Beläge?
    Oder ist das egal?
    Keine Ahnung... :pardon:


    Könnte mir vorstellen, dass die Hersteller die Zusammensetzung der Beläge auf ihre Bremsscheiben abstimmen.



    Gruß
    DerWolf

  • Zitat von Sprintmanier;

    .....habe ich letztes Jahr meine hintere Scheibe auf einer Passstraße bergab zum Glühen gekriegt. :whistle: .....



    echt???






    Servus
    Franz

  • @Koko


    Du hast die hintere Scheibe zum Glühen gebracht??? :cry:


    Dann ist da auf jeden Fall etwas falsch gelaufen. Zum einen hattest du einen zu großen Gang drin, sodass die Motorbremse bergab nicht genutzt wurde. Zum anderen sollte die größte Bremswirkung durch die beiden vorderen Bremsscheiben (2x320mm) erwirkt werden und die hintere (1x255) zur Stabilisierung der Fuhre eingesetzt werden. Zumal die vorderen Scheiben besser durch den Fahrtwind gekühlt werden, als die hintere. Weiterhin immer wieder mal die Bremse zum Abkühlen und Belüften aufmachen, damit ein Glühen verhindert werden kann. Tests haben gezeigt, dass die Länge des Bremswegs durch den Einsatz der hinteren Bremsscheibe keine, bzw. eine zu vernachlässigende Verkürzung bringt.


    Stahlbremsscheiben werden in der Regel alle nach dem selben Prinzip hergestellt und harmonieren ebenfalls in der Regel mit allen Belägen. Da sind die Beläge eher von Bedeutung. Wie Beiträge hier im Forum bereits gezeigt haben, gibt es Hersteller, die nicht wirklich positiv sind. Wenn am Hinterrad organische Beläge gefahren werden, passt es immer. Sollte es Sinter-Beläge geben, ist das bei der hinteren Bremse trotzdem zu vernachlässigen. Da die Bremse hinten oft selten benutzt wird, sollte regelmäßig der Sattel zerlegt und die Kolben gefettet (ATE Kolbenpaste) werden. Dann kann da nix festsitzen und permanent auf die Bremse drücken.


    Viel Glück bei der Suche und Entscheidung :nod:


    In diesem Sinne herzliche Grüße aus dem Bergischen Land :top:


    Michael

  • ... Tests haben gezeigt, dass die Länge des Bremswegs durch den Einsatz der hinteren Bremsscheibe keine, bzw. eine zu vernachlässigende Verkürzung bringen. ...


    Hallo Michael,


    je nach Fahrzeug, Besatzung und/oder Beladung reicht der Wert solcher verallgemeinerten Testergebnisse zwischen "vollkommen zutreffend" und "absoluter Unsinn".
    Sieht man bei jedem Bremstraining/Sicherheitstraining an dem Fahrer(innen) der verschiedenen Fahrzeugkonzepte teilnehmen.


    Ebenfalls sehr stark verallgemeinert: Je mehr Supersportler, desto nutzloser die Hinterradbremse bei einer Vollbremsung.



    Gruß: Bastian

  • Hallo Bastian,


    du hast durchaus Recht: man kann alles, auch umfangreiche Tests und entsprechende Ergebnisse, immer wieder kontrovers diskutieren.


    Eine der wichtigsten Fragen beim Bremsen: mit oder ohne ABS? Mit oder ohne Mumm zum durchziehen des Hebels? Wie sind die Straßenverhältnisse?


    Jedoch ist bei einer glühenden hinteren Scheibe etwas schief gelaufen. Das ist technisch anders zu lösen und sollte nicht wieder vorkommen.


    Herzliche Grüße aus dem Bergischen Land :top:


    Michael

    • Offizieller Beitrag

    moin zusammen,


    Schief gelaufen ist tatsächlich etwas. Vor uns fuhr ein extrem langsames Auto. Ich musste ständig den Fuß / Hand auf der Bremse lassen und habe nicht gemerkt, dass die hintere Bremse ständig im Eingriff war. :whistle:


    Persönlich nehme ich gerne die hintere Bremse im bergigen Gelände, da sie nicht so vehement in den Anker geht und sich damit in Kurven leichte Geschwindikeitskorrekturen vornehmen lassen.
    Wir sind meist zu zweit unterwegs und es ist doch ein riesiger Unterschied, ob voll beladen und zu zweit, oder Solo. Der Einsatz der Hinteren ist zurzeit witzlos und so sind die vorderen am letzten WE in Gehren braun / blau angelaufen. Ich war aber bei weitem nicht der Einzige dem das passiert ist. Darum ja auch dieser Fred.
    Was passiert denn mit der Wärme? Welche Form der Scheiben geben am Besten die Wärme wieder ab, oder ist die Form egal? Die Flächen der Bremsscheibe, die nicht der Reibung ausgesetzt sind, müssen die Wärme abgeben, darum ja auch gelochte Scheiben. Sind Wave Scheiben noch hitzebeständiger? Kann / muss ich dann entsprechende Beläge montieren, gibt es da einen Zusammenhang?


    In Sicherheitstrainings habe ich gelernt, dass die hintere bei einer Vollbremsung -20% bringt, was ich nur bestätigen kann.


    Grüße
    Koko

  • Wir fahren auch in 99% der Fälle zu zweit und dann wiegt die Fuhre ca. 450 kg. Im Bergischen geht es bergauf und bergab und wir sind oft mit Speed unterwegs und bremsen auf dem letzten Drücker. Wenn wir mit meinem Bruder und seiner Freundin fahren, ist Bremsen auf der letzten Rille ebenfalls normal. Aber braune oder blaue Scheiben hat es noch nie gegeben. Es ist inzwischen ein erhöhter Verschleiß der vorderen Bremsscheiben zu erkennen, aber keine Verfärbungen. Ich habe ca. 16 tkm mit den preiswerten Carbone Lorraine Belägen von HG gebremst. Nun sind wieder die Originalen drin, da die nur ca. 2oo km bei der Inspektion in der Motorschaden-RS verbaut waren.


    Es stellt sich die Frage, ob ermittelt werden kann, warum in Gehren bei deiner und mehreren anderen Mopeds die Scheiben verfärbt wurden. Ist das evtl. mit einem bestimmten Belag-Satz das Problem?


    Herzliche Grüße aus dem Bergischen Land :top:


    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Das ist durchaus möglich, Michael.


    Bei mir sind vorne die orig Scheiben mit Lucas Sinter Belägen drin.


    Grüße
    Koko

  • Hallo Koko,


    diese Kombination ist in der Regel ohne bekannte Probleme.


    Bekommst du Infos per PN oder wird dazu nix geschrieben?


    Fragende Grüße aus dem Bergischen Land :top:


    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hi Michael,


    ich wundere mich auch über die schlechte Resonanz.


    Grüße
    Koko

  • Also ich habe mit knappen 60000 km auch noch die ersten Scheiben und bestimmt schon seit 15000 km die Lucas Sinter.
    Ich denke auch, dass ich die Scheiben bei flotterer Gangart durchaus schon mal etwas heißer gebremst habe. Rubbeln konnte ich aber noch nie feststellen...

  • ...ich wundere mich auch über die schlechte Resonanz. ...


    Sorry, aber was soll man schreiben wenn die eigenen Fahrgewohnheiten deutlich anders sind.
    Ich fahre nahezu immer Solo. Und wenn ich schon mal in den Bergen unterwegs bin, dann auch ohne Gepäck.


    Was mir im direkten Vergleich zu meinem letzen Möppi (NTV650) aufgefallen ist - die Bremswirkung vom Motor reicht in den Dolomiten selbst solo und im ersten Gang allein oftmals nicht aus.


    Meiner bisherigen Erfahrung nach sollten die Bremsen nicht die ganze Passabfahrt dauerhaft im Eingriff stehen, sondern eher in Intervallen, und in Kombination mit der Motorbremse bei kleinem Gang.



    Wenn die Bremsscheiben an einem normalen Straßenmöppi bei harter Gangart blau anlaufen ist das noch normal, aber wenn sie sogar deutlich glüht stimmt für mein Gefühl irgendetwas nicht.


    - Art des Bremseneinsatzes (Intervall plus Motorbremse)?
    - Bremskolben, und hinten auch die Schwimmsattelführung, richtig freigängig?
    - Zuviel Bremsflüssigkeit im System (es muss ein kleiner Ausdehnungraum im Vorratsbehälter frei bleiben)?


    Gruß: Bastian


    Edit:
    Vorne mit Originalbremsscheiben sowohl mit Originalbremsbelägen als auch mit EBC Goldstuff-HH keine thermsichen Probleme gehabt.
    Hinten mit Originalbremsscheibe sowohl mit Originalbremsbelägen als auch mit Ferodo (Sintermetall) keine thermsichen Probleme gehabt.

  • @Koko


    Du hast die hintere Scheibe zum Glühen gebracht??? :cry:


    Dann ist da auf jeden Fall etwas falsch gelaufen.l




    Jaja, wenn ein Flachlandtiroler sich mal in die Berge verirrt...



    Ist ´n Scherz und wie ich Koko kenne versteht der ihn auch, gell?


    Tja was die Bremsen angeht kann ich nicht allzuviel dazu sagen, Fakt ist das Du bei ´ner längeren Bergabfahrt möglichst mit dem Motor bremsen solltest, also 1rsten oder 2ten Gang rein, rollen lassen und im Zweifelsfall wenn der Zeiger der Kühlertemperaturanzeige schon aus dem Gehäuse kommt mal ´ne Pause einlegen. Denn wenn die Scheiben glühen, was sie bei allzu häufiger Betätigung auch tun, dann kann es zu einem Totalausfall derselbigen kommen und das wäre prekär.


    Man kann auch in den Bergen vorrausschauend fahren, ich persönlich mache mir ein Hobby daraus meine Bremsleuchten so wenig wie irgend möglich dem Hintermann zu zeigen, allerdings habe ich kein Problem damit bei ´ner Bremsung auch mal richtig zu verzögern, jedoch immer mit einem Auge im Rückspiegel, hi, hi, hi...


    Da Silvia selbst fährt werden unsere Kräder nie voll beladen, daher kann ich auch über die Verzögerng nicht wirklich was sagen und die Bremsbeläge wechselt mein :love:, da verlasse ich mich voll und ganz auf ihn.


    Grüßle aus dem grau-trüb-nass Allgäu,
    wumi

    Zitat

    Früher war die Zukunft auch besser

    Karl Valentin






  • Ich würde mich auf jeden Fall nach neuen Bremsscheiben umsehen. Wenn die hintere geglüht hat ist die Vergütung/Härte aus dem Stahl heraus.
    (im Volksmund sagt man dazu ausgeglüht) Das gleiche könnte auch für die beiden vorderen gelten. Einfach mal beobachten ob sich deren bläuliche Verfärbung wieder abschleift.
    Sollte das nicht der Fall sein, so sind sie bis tief in das Material herein zu warm geworden, und werden sich event.verziehen oder nun recht schnell
    verschleißen da auch ihnen nun die Härte fehlt.
    Ich denke nicht das Wave Scheiben (außer vielleicht deren Optik) einen Vorteil haben. Man kann natürlich behaupten das sie sich besser kühlen weil sie durch
    ihre Wölbungen mehr Kühl Luft durch die Bremssättel ziehen, allerdings fehlt ihnen durch die Wölbungen auch Material in das die Wärme abgegeben werden kann.
    Wir normal Fahrer werden sowieso keinen Unterschied merken.
    Aussehen tun sie auf jeden Fall besser finde ich. Und bevor ich mir teuren Org. T Scheiben zulegen würde, nehme ich doch die günstigeren Wave.

  • Meine jüngsten Erfahrungen zum Thema Bremse:
    Bei meiner letzten Alpentour im Juni hörte ich plötzlich ein komisches Schleifgeräusch beim Betätigen der hinteren Bremse.
    Beim nächsten Halt stellte sich heraus, dass die hinteren Bremsbeläge wohl auf einer Seite ganz runter waren. Ich hatte die erst vor knapp 2 Jahren ausgetauscht und bin etwa 13 - 14 TKM damit unterwegs gewesen. Ich benutze die hintere Bremse deutlich weniger als die vordere und war doch etwas überrascht, dass die Beläge so schnell runter waren. Eigentlich war nur der linke Belag blank, der rechte hat noch ca 1,5 mm. Die Beläge waren EBC Blackstuff. Nehme jetzt wieder die Orischinol Triumph und werde auch die Scheibe tauschen.


    Hier die Bilder.

  • reich:


    Bei der Gelegenheit würde ich auch die Bremskolben sowie die Schwimmsattelführung kontrollieren, und bei Bedarf reinigen und gangbar machen.


    Auch mit den Original-Bremsbelägen hinten hatte ich einen sehr hohen Verschleiß. Die haben trotz mäßiger Beanspruchung pro Satz jeweils deutlich wengier als 15000 km gehalten - bei gleichzeitig starkem Verschleiß an der Scheibe.
    Derzeit habe ich hinten die straßenzugelassenen Ferodo Sintermetallbeläge im Einsatz, das Langstrecken-Ergebnis steht aber noch aus.



    Hatteset Du die Dicke der Bremsbeläge vor dem Start in Deine Alpentour noch mal nachgeschaut?




    Gruß: Bastian

  • Werde die komplette Bremsanlage überholen (lassen). Für die Frontsättel habe ich neue Kolben bestellt und lasse das beim T-Dealer tauschen. Hinten zerlege ich die Bremsanlage komplett und werde auch alles reinigen und wo nötig mit Kupferpaste versehen. Die Bremsflüssigkeit werde i ch auch gegen DOT 5.1 tauschen. Hatte da mal mit eminer Kawa so'n Erlebnis in den Dolomiten mit der hinteren Bremse. Da ging auf einmal nix mehr. Scheibe und Bremsbeläge waren i.O. aber das Ganze ist zu heiss geworden und die Bremsflüssigkeit war nicht überaltert.




    Vor der Alpentour hatte ich mir nur die vorderen Beläge genauer angeschaut und hinten eben nicht so genau. Werde ab sofort bei allen meinen Mopeds vor der ersten Fahrt im Frühjahr eine genaue Inspektion vornehmen. Manchmal trügt einen doch die Erinnerung und mit der Bremse ist nicht zu Spassen.


    Allzeit gute Bremsung
    Don Rei

    Rei/CH - the guy from Züri-Süd


    "Miss Sunnyside"


    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.







  • Moin Don Rei!


    Die Oberfläche der Bremsbeläge verglast wenn sie zu warm werden.
    Bedeutet, dass sich durch Überhitzung eine glasähnliche Oberfläche bildet und dadurch nicht mehr viel Bremswirkung übrig bleibt...



    Gruß
    DerWolf

  • Ich habe letzte Woche noch die mir beim Kauf der Sprint zugesicherte hintere Bremsscheibe von meinem Freundlichen bekommen.
    Das gute Stück kostet im Org. übrigens 200€, die Beläge 70€....:grumble: Ist im Zubehör bestimmt deutlich billiger zu bekommen.

    ich denke, also bin ich... hier falsch!