Na dann belästige ich euch jetzt auch mal mit meinen Erfahrungen:
Prinzipiell kann ich nur was zum Komfort sagen, denn "geschliddert" bin ich zum Glück noch nie...
Sicherheit:
Da ich regelmäßig alle möglichen Artikel in den diversen Motorrad-Magazinen lese, würde ich von der Seite mal zusammenfassend behaupten, daß der einhellige Tenor besteht: nur teuer ist gut, aber auch nicht immer
Obendrauf kann man gelegentlich lesen, daß eine billige Lederhaut eher hält als eine billige Textilhaut, jedoch steht und fällt alles im Endeffekt mit der Sitzgenauigkeit der Protektoren und der Stabilität der Nähte.
Auch ist das Gerücht nicht zu überhören, daß in Textil die Reibungshitze deutlich stärker durchdringt, was zu spannenden Mustern auf der echten Haut führen kann.
Komfort:
Ich trage insgesammt 2 Lederhosen, eine Lederjacke, eine Textiljacke und eine Textilhose..
Da ich täglich zur Arbeit auf dem Moped unterwegs bin (in Hamburg, nur Stadtverkehr) und das auch das ganze Jahr über, habe ich schon so einige Erfahrungen mit diversen Textilien gesammelt.
Inzwischen bin ich bei einer kühlen Textiljacke(Büse) mit herausnehmbarem (Regen/Thermo-)Innenfutter und einer Lederjeans gelandet.
Die Jacke ist bei Hitze perfekt, da insgesammt 5 Lüftungs-"Gitter". In der "Zwischen"-Jahreszeit ebenfalls, da regenfest, jedoch nur mit Innenfutter, was im Sommer zu Schweißausbrüchen führen kann
Im Winter sowieso, da stört das Innenfutter nicht mehr
Die Jeans ist sicherheitstechnisch nichts wert. Ok, abgesehen vielleicht davon, daß Leder abriebfest ist. Das ist mein Komfort/Risiko-Kompromiss für den Stadtverkehr, wo es nicht so schnell zugeht.
Bei starkem Regen ziehe ich dann halt doch die Textilhose an, ansonsten reicht die Lederjeans aus, ich fahre 25 Minuten, das ist aushaltbar bei leichtem Regen, kann ja dann auch wieder bis zum Abend in der Firma trocknen
Anders sieht es bei Ausfahrten aus:
Da trage ich eine ordentliche Lederhose plus Jacke, beides über Reisverschluß "verknüpft".
Nun, warum? Grund für mich war (peinlich, aber wahr) vor allem erstmal das es viel besser aussieht und einfach zum biken dazugehört
Eine "lockere" Textilkombi ist für mich mit meinem mittleren Bauch nicht gerade der Bringer. In Leder wird das zumindest ein bischen "kaschiert", da eng und bis zu drei Millimeter dick
Inzwischen würde ich aber sogar behaupten das es um ein vielfaches bequemer ist. Die Textilsachen haben immer irgendein Manko gehabt:
- Entweder zu warm (Regeninnenfutter drunter)
- zu kalt (Innenfutter vergessen)
- zu locker (Gefahr des Hochrutschens)
- Protektoren an den Knien die irgendwie immer nicht ganz richtig saßen, sobald man mal das Bein gestreckt oder angewinkelt hatte,
- das Gleiche mit den Ellbogen,
- flatternd bei Geschwindigkeit,
- nur begrenzt wasserdicht (ok, Leder ebenso),
- sieht Scheisse aus
Klar, bis man eng sitzende Ledersachen gefunden hat, die der eigenen Physiognomie entsprechen, dauert es eine ganze Weile (wenn man nicht gerade zum betuchten Schwabenleder-Klientel gehört). Aber wenn's dann mal passt, sitzt es auch wie angegossen!
Der Begriff "zweite Haut" bekommt da eine ganz neue Dimension im Vergleich zu Textil
Von den Eigenschaften her würde ich behaupten, daß man in den üblichen Temperaturbereichen (15° - ..) mit Leder grundsätzlich gut fährt, vorausgesetzt bei höheren Temperaturen hat man die (peinliche) Funktionswäsche drunter und man hält nicht an(Ampel=Schweiß)
Das dicke Leder dämmt eigentlich ganz gut meiner Erfahrung nach, sowohl Hitze als auch Kälte.
Bei echtem (nicht Niesel-) Regen ist das zweischneidig: wenn's frisch gewachst ist, hält Leder ein paar Minuten durch, aber dann hat man eher den Schwamm-Effekt. Und bis das dann mal wieder trocknet kann einige Zeit ins Land ziehen
Zum Glück gibt's ja Regenkombis, die ich im Übrigen auch bei meiner Textilkombi nutzen mußte, da die ganzen Membranen wohl nicht für Tempo größer 80 gedacht sind, woher sonst kam wohl das Wasser irgendwann doch durch?
Das Regendilemma hat irgenwie wohl so oder so bis heute keine wirkliche profunde Lösung:
Variante 1: Textil, wasserdicht OHNE Membran. Nachteil: Man schwitzt sich tot, da (fast) keine Klimatisierung. Kein Wasser von außen, viel Wasser von Innen
Variante 2: Textil mit Klimamembran zum rausnehmen. Nachteil: Es passt nie. Man hat diese an wenn es dann doch nicht regnet und schwitzt dafür. Oder sie ist nicht griffbereit, wenn's ein Gewitter gibt. Oder (zumindest bei meiner jetzigen und der davor) die Membran wird mit längerem "Regenbeschuß", vielleicht auch Tempobedingt undicht, bzw. lässt einige Tropfen durch, was nach einer halben Stunde dann den Sinn zunichte macht
Variante 3: Textil/Lederkombi und Regenschutz(Goretex) drüber. Nunja, Marshmallow(wie schreibt man das eigentlich?) halt. Flattert, aufgebläht, ungelenk...und sauteuer
Variante 4: wie Variante 3 nur mit "Vollgummi" statt ...tex. Idealer Weg um zu testen ob die Funktionswäsche was taugt
Meiner Erfahrung nach funktioniert eigentlich nur Variante 5 wirklich:
Brücke oder Gaststätte so schnell wie möglich anfahren
Selbst wenn die Jacke mal was taugt ergibt sich spätestens bei den Handschuhen ein massives Problem:
Der Trick der ganzen xxx-Tex Klamotten ist ja, daß die äußere Haut den "Aufprall", also den Druck des Wassers abfängt und auf der inneren Haut, dem eigentlichen xxx-Tex, dieses dann abperlt und "runter"fließt. Nur kommt hier dann die spannende Frage, wo "runter" sich eigentlich befindet?
Bei meinen letzten beiden Jacken war "runter" am Ärmel somit zwischen Innen- und Außenjacke. Wenn man jetzt also die Stulpen ÜBER den Ärmel gemacht hat.....
Ist man ein fortgeschrittener Biker, dann weiß man, daß die Stulpen UNTER den Ärmel gehören...
Da kommt dann ein neues spannend zu beobachtendes Ereignis zu tragen:
Die Stulpen sind in der Regel nicht gerade dünn
Wenn man jetzt also die Stulpen unter den Ärmel schiebt, hat man zwei Möglichkeiten:
1. Man macht den Ärmel zu und wundert sich über die immer größer werdende Wasserbeule am Unterarm, kurz vorm Handgelenk,
2. oder man lässt den Ärmel weit offen, wundert sich aber wiederum, warum plötzlich ab Tempo 80 die Ärmel automatisch hochgekrempelt werden
Aber das ist ja nicht das Leder/Textil-Thema, sorry
Zurück zum Thema Leder(Absolut subjetiv, natürlich):
- Sieht gut aus,
- sicheres Gefühl,
- man rutscht nicht mehr auf der Sitzfläche beim beschleunigen oder bremsen,
- in der Regel sitzgenaue Protektoren,
- kurzfristig regenfester als eine Textiljacke mit vergessener Klimamembran,
- subjetik bequemer, da anliegend,
- VIIEEL angenehmeres schnell fahren, da flatterfrei,
- riecht gut (vielleicht nicht das überzeugenste Argument, ich weiß )
Viele Grüße, Florian