Ducati 1199 Panigale

  • Am Donnerstag bin ich in der Mittagspause zu einer Probefahrt auf der heißesten Neuerscheinung des Jahres unterwegs gewesen. Es begann etwa eine Dreiviertelstunde später als geplant bei Ducati Frankfurt, zu den Gründen der Verspätung komme ich später.
    Die ziemlich kleine Duc steht vor der Werkstatt bereit. Das erste Erlebnis ist der Sound. David dreht den Schlüssel, drückt auf den Startknopf, es bollert. Infernalisch. Bei Standgas. David will mir was zu den elektronischen Fahrmodi erklären. Hä? Er schreit mir aus 5cm ins Ohr. Schon gut, ich will fahren, nicht mit dem Mäusekino spielen. Das erste Mopped, bei dem ich über Ohrstöpsel nachdenke. Mit Serienauspuff. Die darf auf dem Sachsenring fahren! Da frage ich mich, was die gegen meine ABE-Anlage haben. Die ist ohne DB-Killer leiser. Wie Ducati dafür eine Zulassung bekommt, kann sich auch der Händler nicht erklären.
    Aufsitzen, losfahren. Die Sitzposition ist sportlich, aber angenehm. Die Sitzbank ist hoch relativ zum Lenker und läßt klassenüblich Platz zwischen Tank und Höcker zum Bewegen. Der Kniewinkel ist angenehm, die Last auf den Handgelenken ist auch im langsamen Tempo erträglich. A661 Richtung Taunus, viel Verkehr, Mitschwimmen ist ok, ab 120 auch im 6. Gang. Dann Richtung Schmitten. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht unkomfortabel. Unebenheiten werden gut geschluckt. Richtig schlechte Strecken waren aber nicht dabei. Am Ortsausgang Oberursel im zweiten Gang das Gas aufgezogen, das Vorderrad bleibt kaum am Boden. Ich schalte schon bei 8000, danach ist man eh zu schnell. Die Duc lenkt präzise und mit bei Ducati unbekannter Leichtigkeit in die Kurven ein. Das schafft schnell Vertrauen, und durch die bequeme Sitzposition könnte ich noch Stunden weiterfahren. Leider keine Zeit, in Schmitten drehen und zurück. Auf der 661 ist ein Stückchen frei, einmal die Gänge durchschalten. Mit Schaltautomat bis in den 5. hoch, ab 200 zieht es gewaltig. Die zierliche Verkleidung bietet bei meiner Statur kaum Windschutz, der Fahrtwind zieht an Helm, Oberarmen, Beinen.
    Jetzt zu dem Grund, warum es später losging. Der Vorführer hat "Problemchen". Die haben sie noch versucht auszusortieren. Erstens das Display. Einziges Instrument ist ein TFT, auf dem je nach Modus die entsprechenden Informationen angezeigt werden. Es setzt immer wieder aus. Anfangs sekundenweise, später auch mal 10-20 Sekunden. Komisches Gefühl, am Ortsschild vorbeizurollen, ohne zu wissen, wie schnell man gerade ist. Ich liebe meine (elektro-)mechanischen Rundinstrumente. Zweitens hat der Motor nicht sauber durchgezogen. Um die 6000 Umdrehungen hat er mehrfach gestottert und erst ab ca. 7000 wieder hochbeschleunigt. Nicht immer, aber immer wieder. In verschiedenen Gängen. Blöd.


    Positiv: Ergonomie, Fahrwerk, Motor (so weit er lief), Sound
    Negativ: Verkleidung zu klein und nicht wartungsfreundlich (ein Mechaniker brauchte eine Viertelstunde und gelegentlich eine dritte Hand für die beiden Seitenteile wegen fummeliger Schrauben und Nasen), technisch anfällig?


    Fazit: das zweite Modelljahr abzuwarten, ist nie ein Fehler.