Blinkgeber, LED-Blinker, Lastwiderstände usw.

  • Hallo Gemeinde

    Angeregt durch René (Dicker Willy) möchte ich einen Thread beginnen, um einiges an "Background-Wissen", sowie praktische Tipps zur Fahrzeugelektrik zu sammeln. Wichtiges sollte dann überarbeitet in der Forums-Datenbank bereitgestellt werden. Ich dachte dabei nur an eine allgemeine und grundlegende Übersicht, da eine Bezugnahme zu konkreten und aktuellen Produkten nach einiger Zeit überholt ist. Zusammenhänge erkennen und Schlussfolgerungen ziehen zu können, sind wichtig und hilfreich bei Umbau und Fehlersuche. Je nach handwerklichen Geschick und fachlichen Wissen des Einzelnen, des ihm zur Verfügung stehenden Werkzeugs, sowie den konkreten Begebenheiten seitens des verwendeten Materials, ergeben sich verschiedene Lösungsansätze bei Problemen mit der Fahrzeugelektrik.

    Eure Meinungen sind dabei recht wichtig. Sollte jemand etwas Zeit investieren wollen, bitte mitmachen. Und wenn Ihr die Geschichte für nutzlos erachtet, ...

    Gruss Harald

    Und hier ein paar Zeilen von mir zum probelesen, sie müssen sicherlich noch überarbeitet und ergänzt werden. Auch Fotos und Prinzipschaltpläne sollen zur besseren Verständlichkeit beitragen.


    Grundlagen

    Blinkgeber

    Frühere Modelle wurden als Hitzdraht- bzw. als Bimetall-Blinkgeber meistens 2- oder 3polig ausgeführt. Grundsätzlich wurde bei diesen Blinkgebern nach Einschalten des Blinkers mittels eines sich erhitzenden Drahtes ein elektrischer Kontakt geöffnet, der sich dann bei Abkühlung des Drahtes wieder schloss. Die Blinkfrequenz wurde durch die Last (Anzahl und Leistung der Glühlampen) sowie den verwendeten Heizdraht bzw. das Bimetall eingestellt und konnte durch einfaches Nachbiegen im Inneren des Blinkgebers in Grenzen geändert werden. Diese Blinkgeber sind nur für historische Fahrzeuge einer bestimmten Epoche interessant und können hier unberücksichtigt bleiben.

    Aktuelle elektronische Blinkgeber gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Diese unterscheiden sich durch die Gehäuseform, die Anzahl der Anschlüsse (äußere Beschaltung), die Anschlussart (Kabel oder Stecksockel), die Anschlussbelegung des Stecksockels (Steckbild), die Auslegung auf eine bestimmte Last (Anzahl und Leistung der Glühlampen oder LED’s) sowie der möglichen Überwachung der Last (last- oder lastunabhängige Blinkgeber).

    Lastunabhängige Blinkgeber stellen unabhängig von der Leistungsaufnahme der angeschlossenen Blinker eine konstante Blinkfrequenz bereit. Eine Überwachung der angeschlossenen Glühlampen- oder LED-Blinker ist nicht vorgesehen. Um diese Blinkgeber in eine bestehende Fahrzeugelektrik integrieren zu können, sind keine oder nur geringe schaltungstechnische Änderungen notwendig. Dabei können konstruktive Begebenheiten am Fahrzeug die Umbaumöglichkeiten einschränken oder den Umbauaufwand erheblich erhöhen.

    Lastabhängige Blinkgeber benötigen einen je nach Verwendungszweck konstruktiv festgelegten Laststrom. Der Blinkgeber erkennt dabei mittels eines internen Shunt (Strommesswiderstand) eine Laststromunterschreitung und damit den Ausfall einer Blinkerglühlampe. Durch die Änderung der Blinkfrequenz signalisiert der Blinkgeber den Defekt. Wird ein Glühlampen-Blinker durch einen LED-Blinker ersetzt, verringert sich der Laststrom und der Blinkgeber signalisiert fälschlicherweise einen Defekt. Zur Wiederherstellung der ursprünglichen Blinkfrequenz muss der Laststrom mittels eines oder mehrerer zugeschalteter Lastwiderstände erhöht werden. Bei diesem recht einfachen Lösungsansatz verliert der Blinkgeber seine Überwachungsfunktion (Ausfallanzeige eines LED-Blinkers). Ein weiterer Nachteil ist dabei der zusätzliche Stromverbrauch. Eine bessere Lösung wäre der Austausch des Blinkgebers (lastabhängige 2x1Watt Blinkgeber speziell für LED-Blinker sind mir derzeit nicht bekannt). Es gibt aber auch die Möglichkeit bei herkömmlichen lastabhängigen Blinkgebern (2x10Watt oder 2x21Watt) den internen Shunt oder/und die Schaltung so zu ändern, das sich bei geringerer Last die gewünschte Blinkfrequenz einstellt. Bei korrekter Änderung des Blinkgebers, der Verwendung von 4 LED-Blinkern und LED’s zur Blinkerkontrolle, kann so der Ausfall eines LED-Blinkers durch die Blinkfrequenz signalisiert werden. Bei diesem Umbau würde ich die nicht mehr gültige E-Prüfung des Blinkgebers als Nachteil, die funktionierende Ausfallkontrolle der Blinker und den niedrigen Stromverbrauch aber als Vorteil ansehen.

    Neueste digitale Blinkgeber oder eine Blinkersteuerung mittels Lichtsteuergerät werden meinem Wissen nach noch nicht in der Motorradelektrik verwendet.


    Blinker

    Unterschiedliche Gehäuseformen von Blinkern haben keinen direkten Einfluss auf ihren Anschluss. Bei LED-Blinkern ist die Polarität beim Anschluss an die Fahrzeugelektrik unbedingt zu beachten. In der Montageanleitung von LED-Blinkern sollten Betriebsspannung, Leistung und Kabelfarben beschrieben sein. LED-Blinker können bei defekt meistens nur komplett gewechselt werden, da ein Austausch der LED nicht vorgesehen ist. Externe Widerstände sind zum Betrieb von LED-Blinkern nicht zwingend erforderlich, Lastwiderstände simulieren lediglich den Glühlampenstrom für lastabhängige Blinkgeber (Blinkfrequenz). Die Polarität von Glühlampen-Blinkern mit gepolten Sockeln ist vorgegeben. Zum Beispiel wird der Mittelkontakt von BA-Sockel-Glühlampen auf Plus gelegt. Eine Verpolung hat bei isolierenden Gehäusen keinen Einfluss auf die Funktion der Glühlampe. Glassockellampen sind ungepolt.


    Praxis

    Umbau LED-Blinker

    Vor dem Kauf von Widerständen sollte man überprüfen, ob im Motorrad ein lastabhängiger Blinkgeber verbaut wurde. Dazu nimmt man auf einer Seite eine Blinker-Glühlampe aus der Fassung und schaltet auf dieser Seite den Blinker sowie die Zündung ein. Ist die Blinkfrequenz beim verbleibenden Blinker korrekt, kann man zumindest einen LED-Blinker pro Seite ohne Wechsel des Blinkgebers oder ohne Zuschaltung von Lastwiderständen verbauen. Ist die Blinkfrequenz beim verbleibenden Blinker nicht korrekt, muss man den Blinkgeber wechseln oder Lastwiderstände verbauen. Wichtig ist, das die elektrische Leistung aller ausgebauten Blinker-Glühlampen durch Widerstände ersetzt wird. Pro Blinker-Glühlampe wird ein Widerstand gleicher Leistungsaufnahme benötigt. Zwei Widerstände einer Seite können zu einem Widerstand zusammengefasst werden. Ein Widerstand einer Seite kann durch mehrere parallel geschaltete Widerstände ersetzt werden. Sollte man nicht an jedem Blinker einen Lastwiderstand verbauen wollen, kein Problem, der Einbauort ist für die Funktion ohne Bedeutung. Hier sieht man einen Widerstand ohne Kabel. Man muss ihn parallel zum Blinker schalten. Dieser Widerstand hat bereits angeschlossene Kabel und er erfüllt die gleiche Funktion. An jedem Blinkeranschluss vom Motorrad gibt es ein schwarzes Kabel, sowie eines in einer anderen Farbe (das zweite Kabel kann auch zweifarbig sein). Das schwarze Kabel sollte die Masse (also Minus) sein und man muss es mit einem schwarzen Kabel des Widerstandes verbinden. Das andere schwarze Kabel vom Widerstand verbindet man dann mit dem schwarzen Kabel des LED-Blinkers. Nach dem gleichen Schema verdrahtet man die zweiten Kabel der Bauteile und verbindet sie mit dem zweiten Blinkerkabel vom Motorrad. Die Kabelfarben bei Motorrad, Widerstand und LED-Blinker werden dabei unterschiedlich sein. Kontrolliert bitte, ob das Minuskabel vom Blinker auch wirklich schwarz ist (steht in der Montageanleitung). Aber Achtung, abweichende Kabelfarben sind immer möglich! Ist die Blinkfrequenz in Ordnung, kann alles ordentlich verbaut und die Kabel festgelegt werden. Bei falscher Blinkfrequenz sollte zuerst die Schaltung überprüft werden. Ist alles in Ordnung kann man zum Testen einen zweiten Widerstand nach dem gleichen Schema (schwarzes Kabel Motorrad, Widerstand 1, Widerstand 2, Blinker, dann zweites Kabel …) anschließen und es erneut probieren. Jetzt sollte es funktionieren. Die Verdrahtung muss zum Testen nicht ordentlich sein. Allerdings sollte alles gut isoliert sein um Kurzschlüsse zu vermeiden. Wer wenig oder keine Erfahrungen mit der Fahrzeugelektrik besitzt, sollte besser Schritt für Schritt umbauen und die Funktion sofort testen. So werden eventuelle Fehler früher erkannt und können beim nächsten Schritt vermieden werden. Eine Fehlersuche gestaltet sich auf Grund der geringeren Anzahl der Änderungen auch einfacher.

    "Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit", William Faulkner

  • Hallo Harald,


    freut mich, dass Du diesen Thread hier begonnen hast! :top:


    Ich habe zum Anschluss der LED-Blinker mit entsprechendem Lastwiderstand natürlich bei meiner Umbauaktion auch ein Foto davon gemacht, dass ich hier einfach mal eingefügt habe.



    Wie auf dem Bild zu erkennen ist, passen die Stecker der Widerstände und der Blinker zusammen. Lediglich zu den Originalsteckern sind sie nicht kompatibel. Ich habe hier die auch von caithréim schon vorgestellten "Posi-Lock"-Verbinder genommen (die gibt es z.B. hier und dort). Das ist einfach, sicher und vor allem jederzeit wieder lösbar.


    Gruß
    René


  • Also Rene das nenne Ich aber mal richtig Fachmännisch gemacht :top:


    Thomas

    Pour apporter la critique vraiment au silence, on doit mourir
    Um die Kritik wirklich zum Schweigen zu bringen, muß man sterben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rene,

    wenn ich das auf Deinem Bild richtig deute, sieht es so aus, daß die Widerstände mit Isolierband/Schlauch abgekebt sind,oder?
    Laut Anleitung sollen die Widerstände aber so verbaut werden, daß durch die Erwärmung keine teile beschädigt werden können. Ist das kein Problem?

    Bei mir steht auch etwas Bastelei an, wenn Opa´s Kennzeichenhalten eintrifft. Möchte mich daher vorab etwas schlau machen...

    Beste Grüße
    STefan

  • Hallo STefan,


    die Widerstände wurden mir so wie auf dem Bild ersichtlich von Polo geliefert. Ich hatte ja auch vorher gelesen, dass sie wegen der Wärmeentwicklung nicht an der Verkleidung, Spritleitung usw. befestigt werden sollen und habe mich dann gewundert, dass sie so isoliert waren.


    Ich habe dann mal probeweise zwei Minuten "Dauerblinken" veranstaltet und anschließend den Fingertest gemacht: Bei einer Raumtemperatur von ca. 8 - 10 Grad (und entsprechend kalten Fingern :laugh:) habe ich eine leichte Erwärmung gespürt. Das heißt für mich, dass bei "normalen" Temperaturen kaum etwas festzustellen gewesen wäre.


    Und wie oft blinkt man schon länger als zwei Minuten? Das kann doch höchstens mal beim Warnblinken passieren. Aber ich denke, dass auch dann noch genug Luft bis zum "Schmelzen/Verschmoren" ist!


    Gruß
    René

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    inzwischen habe ich herausgefunden, daß es verschiedene Varianten der Widerstände gibt.
    Ich habe mir von Louis diese (Kellermann) besorgt. Die haben keine Isolierung und keine Verkabelung.
    Diese von Polo klick, haben hingegen eine Isolierung und sind verkabelt. Wegen der einfacheren Verarbeitung werde ich für den endgültigen Einbau nochmal umrüsten.

    Viele Grüße
    STefan

  • Hi STefan,


    genau die von Polo habe ich auch.


    Allerdings musste ich erst ein wenig um Hilfe bitten und ausprobieren. Guckst du hier: KLICK


    An sich ist es mit den Polo-Widerständen (zumindest für Laien wie mich) einfacher durch die Vorverkabelung. Und mittlerweile funktioniert es bei meiner :love: ja nun auch.


    Gruß
    René