Zylinderlaufbuchsen ziehen?!

  • Habe eine Frage im Zusammenhang mit dem Wechsel der Ventilschaftdichtungen (Sprint ST, BJ 05.1999, KM-Stand ca. 62.000 km):


    Nachdem mein Mopped ca. 0,7 l Öl auf 1.000 km konsumiert und leicht blaue Rauchzeichen gibt (eigentlich nur im Stand zu sehen beim ruckartigen Gasauf- und zudrehen), tippe ich auf verschlissene Ventilschaftdichtungen. Die einlassseitigen Ventile haben alle einen glänzenden Ölschimmer (Auslassseite habe ich noch nicht nachgesehen). Zylinder 2 und 3 haben durch das Kerzenloch betrachtet Russablagerungen auf den Kolbenböden, Iridiumzündkerzen sind alle verrusst.
    Zum Wechsel der Ventildichtungen will ich den Zylinderkopf ausbauen (ich weiß, dass im Kfz.-bereich mit Druckluftadapter und Spezialzange ohne Kopfausbau die Dichtungen gewechselt werden können, bin mir aber nicht sicher, ob das auch bei der Sprint geht, habe aber auch kein Spezialwerkzeug dafür). Zum Wiedereinbau steht im (englischen) Werkstatthandbuch, dass vor dem Einbau des Zylinderkopfes (natürlich mit neuer Dichtung) die Zylinderlaufbuchsen mittels speziellem Auszieher ausgebaut und mit HT-Spezialsilikon (Hylomar ...) neu abgedichtet werden müssen. Ist dies unbedingt erforderlich? Da passiert doch im Normalfall nichts, wenn der Kopf abgenommen wird oder habe ich etwas übersehen?! Wer kann kurzfristig helfen?


    Gruß
    Ludwig

  • Hallo Ludwig,


    kann es sein, dass du einem Übersetzungsfehler unterliegst? Zum Wechseln der Ventilschaftdichtungen müssen doch nicht die Laufbuchsen ausgebaut werden :sad:.


    Ich habe gerade mal im deutschen WHB der ST1050 nachgeschaut. Dort wird zwar auch beschrieben, dass man die Laufbuchsen mit einem Spezialwerkzeug abziehen kann und dann wieder mit Dichtmittel einzusetzen hat. Aber die Stelle, an der dies beschrieben ist, befasst sich mit dem Zerlegen des Kurbelgehäuses, dem Ausbau der Kurbelwelle und Pleuelstangen sowie den Kolben und der Verschleißprüfung der Lager und Ringe. Das Abziehen der Laufbuchsen ist nur notwendig, wenn diese ebenfalls verschlissen bzw. sehr tiefe Riefen aufweisen würden.


    Ich denke, dass du nicht soweit vordringen wirst, um deine betroffenen Dichtungen zu tauschen. Hast du auch Öl in der Airbox - also nicht nur so einen feinen Ölfilm?


    Anders sieht es schon aus, wenn deine Kolbenringe verschlissen sein sollten (sehr unwahrscheinlich bei der Kilometerleistung).



    Grüssle
    Jürgen


    PS: da fällt mir gerade noch ein ... ein anderer Sprinter aus der Schweiz hatte mit seiner ST (ähnliches Baujahr) auch das Problem mit dem hohen Ölverbrauch. Die Werkstätten in der Schweiz wollten ihm rund 3.000 CHF aus der Tasche ziehen, um die Kolbenringe zu tauschen. Ich habe ihm ein Besuch bei Motocorner in Wangen (b. Göppingen) empfohlen. Letzte Woche war er nun da. Dort wurde dann wohl nur eine Papierdichtung getauscht (Ölkreiselpumpe?). Dazu kam dann noch eine normale Inspektion mit dem Prüfen des Ventilspiels (große Inspektion) und der Austausch eines Simmerringes an der Kupplungsausrückwelle. Die ganze Aktion hat ihm dann ca. 800.- EUR gekostet und er war überglücklich :flowers:.


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • Danke erstmal,


    im WHB steht als letzter Punkt unter dem Kapitel 3 zum Zylinderkopfausbau "Remove the cylinder liners as described in section 6 of this manual". Vielleicht ist das ja wirklich so gemeint, wie Du schreibst, wenn mann dann anschließend das Kurbelgehäuse zerlegen will. Dann gehört das aber in das entsprechende Kapitel.... Alles sehr verwirrend...
    Ich hoffe und denke auch nicht, dass die Kolbenringe verschlissen sind, werde mir die Laufbahnen aber mal genau ansehen, wenn ich den Kopf runter habe. Alle anderen Ursachen für Ölverbrauch kann ich eigentlich ausschließen, Ölzentrifuge neu, Kurbelgehäuseentlüftung und Airbox trocken, keine Ölundichtigkeiten außen am Motor, kein Öl im Kühlwasser. Nur leichter blauer Qualm, wie beschrieben. Ansonsten läuft das Mopped ohne Probleme.


    Gruß
    Ludwig

    • Offizieller Beitrag

    Moin


    Soweit mir bekannt ist, müssen zum korrekten Sitz der Zylinderkopfdichtung die Zylinderbuchsen neu eingeklebt werden. Sonst kann es schnell zu undichtigkeiten führen. Die Laufbuchsen müssen mit einem bestimmten Druck gegen die Zylinderkopfdichtung drücken. Was bei ausgehärtetem Kleber nicht gewährleistet ist.


    Gruß von der Ostsee


    Gogo

  • Hi Gogo,


    im Ernst? :swoon: Das wußte ich bisher jedenfalls noch nicht (hatte auch noch keinen Kopf beim Motorrad runtergemacht) die letzte Kopfdichtung habe ich vor grauen Vorzeiten einmal bei meinem Benz (230E) gewechselt. Aber da ist es wohl etwas anderes ...



    Grüssle
    Jürgen


    Edit meint: hab jetzt nochmals die besagte Stelle im Handbuch nachgelesen (wechseln der Kopfdichtung). Da steht nix drin von Laufbuchsen abziehen o.ä. Ich kann mir auch nicht denken, das dies bei den 955er Motoren anders sein soll als bei den 1050er.


    Einbau


    1. Reinigen Sie die obere Flächen des Kurbelgehäuses gründlich und achten Sie sorgfältig darauf, die Anlageflächen nicht zu beschädigen
    2. Setzen Sie eine neue Zylinderkopfdichtung ein (Markierung 'top' nach oben) und überzeugen Sie sich dabei davon, dass die Arretierungsstifte zwischen Kopf und Kurbelgehäuse korrekt an ihrem Platz sitzen.
    3. Stellen Sie sicher, dass die Zylinderkopffläche vollkommen sauber ist.
    4. ... Steuerketten-Schleifschutz ...
    5. ... Arretierungsstifte ...
    6. ... Schrauben gemäß Anleitung in 3 Stufen festziehen ...


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • ...und so ist das auch völlig normal (jedenfalls bei den bisher von mir gefahrenen Kawaskis und Yamahas).

    Gruß / Peter


    Oben fit und unten dicht - so fürcht' ich auch das Alter nicht!


  • An dieser Stelle ist hätte ich gerne ein stimmt nicht
    VG Rüdiger (Sultan)

    Servicepunkt Hamburg
    :worship:Gott fährt Harley der Teufel Triumph:worship:

  • Hi Rüdiger,


    ein "Stimmt nicht" wäre zu einfach und würde auch nicht erklären warum das nicht so ist. Deshalb gibt es keinen "Stimmt nicht"-Button. Hast du eine Begründung/Erklärung dazu?



    gerne-dazu-lernendes-Grüssle
    Jürgen


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • Moin Jürgen,
    im Werkstatthandbuch konnte nichts darüber finden das nach der Demontage des Zylinderkopfes
    die Laufbuchsen neu geklebt werden müssen.
    Werkstatthandbuch Abschnitt 3.
    Bin aber bereit etwas dazu zu lernen.
    VG.
    Rüdiger (Sultan)

    Servicepunkt Hamburg
    :worship:Gott fährt Harley der Teufel Triumph:worship:

  • .... vielleicht zitieren wir ja unterschiedliche Werkstatthandbücher. Im Manual Sprint ST/RS, issue3, 1999 steht auf Seite 3.22 unter Punkt 43, dass die Laufbuchsen neu abgedichtet werden müssen. Dazu noch einmal fett auf Seite 3.23 oben rechts: "Note: On all engines the cylinder liners must be resealed prior to refitting the cylinder head...."


    Das klingt eindeutig und bedeutet auch nur etwas Mehrarbeit, wenn man das Abziehwerkzeug hat (oder selbst baut). Dafür hat man dann nachher mit Sicherheit keine Vermischung von Öl und Kühlwasser. Wäre ja ärgerlich, wegen so einer "Kleinigkeit" alles noch einmal ausbauen zu müssen. Ich telefoniere morgen aber noch mit einer Triumph-Werkstatt, um mir vom Meister verbindliche Auskünfte zu holen. Vielleicht klappt das ja, werde berichten.


    Gruß
    Ludwig

    • Offizieller Beitrag

    Moin


    Ich habe selber in meinem Handbuch gelesen. Ja, es Stimmt, das ohne ziehen der Zylinderlaufbuchsen bei den 1050ziger Motoren die Kopfdichtung gewechselt werden kann.
    Aber ein alter T-Schrauber hat mir erklärt, das es schnell zu wiederholten Schäden an der Kopfdichtung kommen kann, wenn die Buchsen nicht gezogen und neu eingeklebt werden. Gut, er hat das passende Werkzeug in seiner Werkstatt. Somit ist es für ihn ein Kinderspiel dies mitzumachen. Ich würde es auch auf jeden Fall machen.


    Was in den Handbüchern der 108PS Mitoren steht kann ich allerdings nicht sagen.


    Gruß von der Ostsee


    Gogo

  • Jetzt bin ich mal gespannt, was uns Ludbar berichten wird. Kann ja wirklich sein, dass die Vorgehensweise bei den Motoren unterschiedlich ist ...



    Grüssle
    Jürgen


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • ... so Mopped läuft wieder und zwar ohne blauen Qualm. War allerdings nicht wenig Arbeit....: Verkleidungen, Tank, Airbox runter, Kühler ab, Öl ab, rechter Seitendeckel ab, Auspuff ab, Zündkerzen raus, Einspritzbatterie ab, Ventildeckel runter, Ventile kontrolliert, 5 shims ausgetauscht, Nockenwellen raus, Zylinderkopf runter, Ventile ausgebaut, Ventilschaftdichtungen erneuert, Ventile neu eingeschliffen, Ventile eingebaut. Spannende Frage: Zylinderlaufbuchsen ziehen oder nicht? Lt. Werktstatthandbuch unbedingt notwendig, lt. Triumph-Werkstatt: "nicht unbedingt, wenn die Kurbelwelle nicht bewegt wird". Also 2 Fragen, 5 Antworten. Angesichts der Tatsache, dass ich das Spezialwerkzeug besorgt hatte (Danke speedy-Q) und mir ausgemalt hatte, wie ärgerlich spätere Undichtigkeiten nach Zusammenbau ohne Neuabdichtung der Buchsen sein würden, habe ich die Buchsen gezogen. Auf den überschaubaren Mehraufwand kam es mir jetzt nicht mehr an. Im Nachhinein bin ich ganz froh, da die oberen beiden Kolbenringe aller Kolben verdreht waren und ich dies vorsichtig korrigieren konnte. Darüber hinaus konnte ich mich vergewissern, dass das Tragbild der Zylinderwände i.O. ist, bis auf kleinere "Schmunzel"-Laufspuren im linken Zylinder. Das Abdichten und vorsichtige Einfädeln der Buchsen war dann auch ziemlich easy, Fixierung vor Weiterdrehen der Kurbelwelle nicht vergessen! Danach alles wieder zusammenbauen, neue Kopfdichtung natürlich. Etwas trickreich war der Einbau der Steuerkette, da die Nockenwellen durch das Zurückfedern der Ventile ein wenig mit Schraubenschlüssel "auf Spannung" gehalten werden mußten, um die Kette korrekt auflegen zu können (man braucht drei Hände). Dafür habe ich 4 Anläufe gebraucht. Dabei muss jedesmal der Spanner wieder ausgebaut und "auf null" zurückgesetzt werden, da dieser bei Einbau automatisch arretiert. Bei der Gelegenheit kleinere Schäden (fehlende Passhülse in einer Nockenwellenbrücke, abvibrierter unterer Auspuffhalter angeschweißt) beseitigt. Nochmal alles kontrolliert (keine Schraube vergessen, E-Anschlüsse, Kühlwasser, Öl aufgefüllt), dann "roll out". Anlasser, drei Umdrehungen, läuft. Zwar mußte ich dann noch die Spritleitung abdichten (defekter O-Ring), aber sonst ist nach 2-mal Warmlaufen scheinbar alles i.O. und dicht. Eine ausgiebigere Probefahrt konnte ich bei dem besch. Wetter allerdings noch nicht machen.


    Also zur Ausgangsfrage: Ich würde die Buchsen in jedem Fall ziehen, es sei denn man hat die Einstellung "no risk, no fun" oder noch eine Ersatzkopfdichtung und genügend Zeit zum Schrauben.


    Gruß
    Ludwig

    • Offizieller Beitrag

    Moin Ludwig


    Danke für den Bericht. Du hast es genauso gemacht, wie mein Schrauber es mir empfohlen hat. Bei mir steht diese Arbeit an meinem Ersatzmotor noch aus.


    Hast Du nebenbei Bilder gemacht?


    Gruß von der Ostsee


    Gogo

  • Hallo aquadrat,


    es ist das Teil 8 auf der Zeichnung: KLICK (T3880315) und kostet schlappe 205$ :swoon:



    Grüssle
    Jürgen


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • Sorry, Bilder habe ich nicht gemacht. Im T5net-Forum unter "FAQ" findet man aber zahlreiche Infos auch zum bebilderten Zylinderkopfausbau etc. . Der Abzieher ist ein Gummizylinder, der genau in die Buchsen passt. Mittig läuft eine Gewindestange durch den Zylinder, die oben mittels Mutter angezogen wird und so den Zylinder ausdehnt, damit er Grip an den Zylinderwänden erzeugt. Die Gewindestange läuft durch eine einfache Abziehbrücke in U-Form, die sich oben seitlich auf den Motorkopf abstützt, so dass mittels weiterer Mutter der Gummizylinder mit Buchse herausgezogen werden kann. Wichtig ist eigentlich nur die Überwindung des ersten Widerstandes, den der Silikonkleber auf die Buchse ausübt, danach kann man die Buchse mit der Hand vorsichtig herausziehen. Im T5net unter "FAQ" Werkzeug gibt es übrigens eine Beschreibung eines selbstbaufähigen Ersatzwerkzeugs zum Abzieher, das T5net hat mir gut geholfen (auch wenn ich jetzt vielleicht die Forums-Etikette etwas übertrete).


    Gruß
    Ludwig

  • Hallo Ludwig,


    Zitat

    (auch wenn ich jetzt vielleicht die Forums-Etikette etwas übertrete)


    Keinesfalls! Das T5net ist doch unser "Schwesterforum" :koshecka_12:


    Gogo
    na, Taschenmesser schon geschärft und am Anfertigen des Spezialwerkzeuges? :flowers:



    Grüssle
    Jürgen


    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

    • Offizieller Beitrag

    @ joggele


    Nein, ich bin gerade am lesen im T-5net. Das ist ja eine einfache Sache.


    Gruß von der Ostsee


    Gogo