Bremsenservice… oder: Das Motorrad und seine Folgekosten

  • Ich befasse mich seit einigen Tagen mit dem großen Kundendienst an meiner ST und stolpere gerade über die Bremsen. Wenn ich das (englische) Werkstatthandbuch richtig deute, sind alle zwei Jahre die Dichtungen sämtlicher Bremssättel zu tauschen. Wenn ich die Bremssättel und -kolben trenne, soll ich anschließend neue Bremskolben einbauen. Die entsprechenden Reparatursätze liegen bei 180,- Euro pro Vorderrad-Sattel und 90,- Euro für den Hinterrad-Sattel.
    Das Gleiche gilt für die beiden Bremszylinder, bei denen die Reparatursätze bei jeweils 50,- Euro liegen.

    Weiter sind alle vier Jahre alle Bremsleitungen zu tauschen (hinten: Stahlflex für 100,- und zwei Schläuche zum Ausgleichsbehälter für 30,- + 17,- // vorne: zwei Stück Stahlflex für 70,- bzw. 62,-).

    Wenn die Leitungen auf den Bremssattel-Zeitraum herunterrechne, und die Bremsflüssigkeit mit einbeziehe, zahle ich 710,- Euro alle zwei Jahre bloß weil das so im Handbuch steht.

    Wenn ich dann im Servicekosten-Thread sehe was ihr für die große Inspektion insgesamt zahlt, kann das doch so nicht stimmen! Wie wird das bei Euch gehandhabt? (Ich spreche sowohl die Selbstschrauber an als auch die Leute, bei denen diese Posten auf der Werkstattrechnung auftauchen müssten.)

    Und da ich zum ersten Mal in diesem Umfang am Motorrad tätig werde: Wie ist das bei den Leuten, die andere Maschinen fahren? Wird bei anderen Fabrikaten ein ähnlicher Zirkus betrieben? Beim Auto zB. habe ich noch nie neue Bremskolben bezahlt.

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    Können die zur Prüfung entnommenen, gebrauchten Bremsbeläge bedenkenlos wieder einbaut werden, sofern die Position erhalten bleibt? Oder bringe ich diese Sorge mit neuen Bremsscheiben durcheinander? Da werden ja immer auch neue Beläge verwendet.

  • Moin,


    meine 1050 ST wird nun 10 Jahre alt und ist lückenlos Scheckheftgepflegt. Ausser Bremsflüssigkeit alle 2 Jahre und gelegentlich neue Bremsbeläge wurde bei meiner noch nichts weiter an den Bremsen gemacht. Ich halte den beschriebenen Aufwand auch für sehr fragwürdig bzw. überflüssig. Vor allem dann, wenn die Bremse anstandslos funktioniert.


    Gruß
    Jürgen

    You don't need a weatherman to know which way the wind blows

  • T hat Stahlflex serienmäßig. Also nicht tauschen, braucht mal nicht.
    Solange die Bremskolben schön leicht beweglich sind und auch keine Staubdichtung aus dem Kolbenloch guckt, muss man da auch nicht dran.


    Neue Bremsscheiben bremsen sich übrigens am besten mit eingefahrenen Belägen ein und anders rum. Also einfach tauschen, wenn jeweils fällig.


    Vergleiche das Bremssystem von den Motorrädern bitte nicht mit einer herkömmlichen Schüssel von Auto. Die Moppeten sind vergleichbar mit Sportwagen. Allerdings haben sie nicht zwei getrennte Bremssysteme, mit denen man jeweils ordentlich verzögern kann. Fällt die Vorderbremse aus, geht keine richtige Vollbremsung mehr. Also immer schön darauf achten, dass da alles funktioniert. ;)

    Rock 'n' Roll, Ladies. :band:


    Simon
    _____________________
    2000er Speedy, eine Stimmgabel und ne Knattersaki

  • Ich denke, die Anweisungen im Handbuch erfolgen aus haftungstechnischen Gründen. Triumph will sich hier Schadenersatzforderungen vom Hals halten...... Eine regelmäßige Kontrolle und Revision der Bremsanlage je nach Kilometerleistung und Fahrstil sollte aber auch so ganz oben auf der "to do"-Liste stehen.


    Gruß
    Ludwig

  • ...so einen großen Zauber schreiben die ins Handbuch und der TÜV-Prüfer bescheinigt dann auf dem Prüfprotokoll "Bremsen gefühlt in Ordnung". :applause:


    Vielen Dank für Eure Meinungen! Vielleicht hat ja jemand noch eine weitere...


  • ... die Gummibremsleitungen an meiner XS650 haben 30 Jahre lang ohne Probleme gehalten :whistle:. Danach habe ich Stahlflexleitungen montiert, weil ich mal was anderes haben wollte :megacool:


    Gruß
    Ludwig

  • Ja -unbedingt nach jeder Fahrt alle Dichtungen wechseln, immer einen Service Techniker in
    der Boxengasse engagieren, die vom Ferrari Rennstall sind gut - sollte man abwerben.
    Die Challenger Katastrophe hat ja gezeigt - Dichtungen sind wichtig :laugh:.


    Schließlich ist unser Mopped mindestens so heikel wie ein Space Shuttle oder ein Formel Eins Bolide.


    Ich sach nur - gehts noch ? :megacool:

    Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert,
    sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

  • Schließlich ist unser Mopped mindestens so heikel wie ein Space Shuttle oder ein Formel Eins Bolide.


    Zumindest genauso heilig...:sarcastic_hand:


    Bei den Dichtungen der Sättel fehlt mir komplett das technische Verständnis. Evtl. kann T das erklären....


    Na es ist jedenfalls für alle Meinungen was dabei. Hier übrigens mal der fragliche Auszug:



    (Frei) übersetzt steht da:


    "1. Prüfen Sie die Kolben und Bohrungen auf Korrosion, Abrieb und Beschädigung. Nach Notwendigkeit ersetzen."


    Und im Kasten dann:


    "WARNUNG: Erneuern Sie die Dichtungen und Kolben immer, wenn sie aus dem Bremssattel entfernt wurden. Eine effektive hydraulische Abdichtung kann nur erzielt werden, wenn neue Komponenten verwendet werden. (...)"



    Vielleicht denke ich zu deutsch für ein britisches Handbuch/Motorrad... :sad:

  • Servus rail.runner,


    die schreiben zwar "caliper seals" meinen dem Text nach aber die Kolbendichtungen aus EPDM HP.
    Die anderen sind nur nach einem kompletten Zerlegen des Sattels zu erneuern.


    Meine Interpretation.

    Gruß / Peter


    Oben fit und unten dicht - so fürcht' ich auch das Alter nicht!

  • Hallo,


    In der Tat etwas zu deutsch gedacht:


    Man soll die Dichtungen tauschen WENN man die Bremssättel zerlegt hat. Das macht man aber nicht etwa nach 2, 4 oder 8 Jahren, sondern nur wenn man Probleme hatte (Rost auf Kolben etwa...). Dann ist es auch völlig üblich, dass man bei der Gelegenheit gleich die Dichtungen erneuert.


    Beim normalen Betrieb und der normalen zeitabhängigen Wartung bzw. beim Belagwechsel guckt man sich lediglich die ausgefahrenen Kolben an ohne sie zu demontieren.


    Zu den Bremsleitungen wurde ja schon alles gesagt...


    Gruß
    Robin