Modifikation der Airbox

Hallo SPRINTer,

mit Erstaunen lese ich hier immer wieder mal etwas von Modifikationen der Airbox.

Mal abgesehen davon, dass Änderungen daran nicht wirklich legal sind (aber das wissen wahrscheinlich die meisten und ich will mit diesem Beitrag auch nicht drohend den Zeigefinger heben ), wundere ich mich doch über den "Mut" derjenigen, die daran was rumfummeln (anders kann man es m.M.n. nicht bezeichnen). Und das Ganze dann auch noch ohne jedgliche Grundkenntnisse und Abstimmung auf dem Prüfstand!

Ich möchte von mir behaupten, dass ich mir ein gewisses Halbwissen zum Thema Airbox bzw. Motortuning teilweise über das Internet wie auch speziellen Bücher hierzu angeeignet habe. Wohlgemerkt: "Halbwissen"!

Mit diesem Halbwissen traue ich mich jedenfalls nicht in das sehr komplexe System des Motormanagement einfach mal so einzugreifen.

Da wird gebohrt, gedremelt, beschnitten, vergrößert, beschnitten. Da werden ganze Wände entfernt oder irgendwelche bereits vorhandene Anbauteile entfernt oder still gelegt (Stichwort SLS). Die Airbox wird mit allen Mitteln vergrößert, die Trichter gekürzt oder verlängert ... Mit einem simplen Dreisatz zur Berechnung ist das Ganze jedenfalls nicht abgetan.

Und das Erstaunlichste daran ist, dass dies von Leuten durchgeführt wird, die eigentlich keine Ahnung von Motortuning haben und die bei den einfachsten Schrauberarbeiten lieber die Werkstatt aufsuchen.

Wisst ihr eigentlich was ihr da tut und was am Ende herauskommen soll?

Klar! Ein "goiles Ansauggeräusch"! Noch mehr "Srpotzeln" des Auspuffes bei Gaswegnahme!

Nur ... was bringt das unterm Strich? Leistungsverlust und Löcher im Drehzahlband, verminderter Durchzug und im schlimmsten Fall eine verkürzte Lebensdauer eures Motors!

Das Motormanagement ist werkseitig so abgestimmt, dass die Luftmenge im Verhältnis zur Spritmenge in allen Lagen und Bedingungen optimal stimmt. Ob man mit der Sprint nun in 10 m ü.Nn. oder in 2.000 m ü.Nn. fährt, ob es sich um trockenes, kühles, nasses oder schwüles Wetter handelt - die Sprint muß unter allen Bedingungen rund laufen. Hinzu kommen noch die Abgas- und Geräuschvorschriften des Gesetzgebers. Und aus all den Dingen geht der Hersteller den Weg des besten Kompromisses ein.

Selbst ein "Tuning" der Airbox auf dem Prüfstand, der vielleicht klasse Werte anzeigt in Bezug auf Leistung- und Drehmomentverlauf, ist keine Garantie dafür, dass sich die Sprint dann im Alltag optimal fahren lässt. Erfahrungen hierzu gibt es von einzelnen Mitgliedern, die dies sicherlich bestätigen können.

Und jetzt kommt ihr und fangt mit irgendwelchen Modifikationen an - und das Ganze ohne überhaupt eine Peilung davon zu haben, was ihr da tut.

Wenn schon ein leicht verdreckter Luftfilter zu Leistungseinbußen führen kann (was ja noch jedem irgendwo einleuchtet), was glaubt ihr, was passiert, wenn man einfach so zusätzliche Öffnungen an der Airbox anbringt, damit die Lady etwas mehr Luft zum Atmen bekommt? Es kann zufällig auch gut gehen und man hat keine Verluste - vielleicht sogar u.U. eine kleine Steigerung gegenüber vorher. Aber ich möchte behaupten, dass dies selten der Fall ist.

Recherchiert mal im Internet etwas zu diesem Thema, lest entsprechende Literatur dazu (z.B. Ulf Penner's Tuningfibel) und ihr werdet sehr wahrscheinlich die Finger von solch unsinnigen Tätigkeiten lassen oder aber vielleicht im Laufe der Jahre, nachdem ihr genügend "Lehrgeld" gezahlt habt, ebenfalls zu Tuningspezialisten werden!

So, ich hoffe, dass ich euch ein bisschen was zum Nachdenken gegeben habe bevor ihr unwissentlicherweise zum Dremel greift. Und jetzt: schlagt mich!

Grüssle
Jürgen

Hi Frank,

einen konkreten Anlass nicht direkt, aber wenn man so im Forum ein bisschen liest scheint doch der Eine oder die Andere so einen mehr oder weniger gewagten Eingriff zu planen.

Und ich dachte mir, ich teile mein Halbwissen mal mit euch . Und das Forum lebt vom Wissen seiner Mitglieder. Schaden kann es ja nix, bevor dann die Threads auftauchen wie: "Hilfe! Meine Lady hat ein Durchzugsloch zwischen 3.500 und 4.200 U/min." mit dem gleichzeitigen dezenten Hinweis, dass das Möppi 2 Wochen vorher in der Werkstatt "xy" zur 20.000 km Inspektion war .

Man kann die Leute ja etwas sensibilisieren und darauf hinweisen, dass die Herdplatte heiß ist und sie lieber nicht drauf fassen sollten. Wenn sie es nicht lassen können, dann ...

Grüssle
Jürgen

Hallo Dirk,

Zitat

Frage mich nur, wenn alles so toll von Truimph ist (Motormäßig), wieso geht man dann zum selektiven Motorabstimmen, baut einen anderen Auspuff drunter, ändert den Luftfilter (BMC/ K&N)

Die selektive Motorabstimmung (die übrigens nicht mit einem Teppichmesser oder ähnlichen Werkzeugen duchgeführt wird) dient zum Eliminieren der Serienstreuung, die bei jedem Fahrzeug vorhanden ist und die kein Hersteller von Haus aus beseitigt.

Der andere Auspuff ist zu einem Gewichtsersparnis und zum anderen Soundoptimierung, als drittes Leistungszuwachs und als viertes natürlich auch Optik. Aber auch hier ist eigentlich ein Prüfstand angesagt, um die restlichen Komponenten (Bezin-/Luftgemisch) optimal darauf abzustimmen. Passiert dann mit einem Mapping bei unseren Einspritzmodellen. Bei Vergasermodellen ist das wieder mühsamer, da man hier die "richtige" Düsengrösse finden muß. Bei einem Zubehörauspuff entfällt i.d.R. auch das schrittweise testen und Anpassen der Änderung, da du davon ausgehen kannst, dass der Hersteller von sich aus das übernommen hat.

Tja, und zum letzten Punkt: das ist eine gute Frage! Ich sag mal, das für mich ein Punkt war, dass ich den Filter durch reinigen wiederverwenden kann. Und natürlich hab ich auch ein Stück weit den vollmundigen Werbeversprechen der Hersteller vertraut . Aber recherchiere mal nach Luftfilter. Du wirst erstaunt sein, was dabei heraus kommt. Jeder Serienfilter ist genauso gut, wenn nicht sogar besser als diese starren Gitterfilter. Hier heißt das Zauberwort "Resonanz", denn unsere Airbox ist nichts anderes wie eine Resonanzbox. Sie dient in erster Linie dazu die einströmenen Luftmassen zu beruhigen und so diese gezielt an den Ort der Verbrennung zu führen. Und natürlich auch dazu, um den Gesetzgeber zu beruhigen . Ein BMC oder K&N Filter schwingt aufgrund seiner Konstruktion nicht und verhält sich somit kontraproduktiv, was wiederum zu Leistungsverlust führen kann. Beste Ergebnisse wurden wohl mit den Schaumstofffiltern von Motocross- bzw. Enduromaschinen erzielt. Diese sind nachgiebig genug, um die Schwingungen optimal zu dämpfen und somit zur Leistungssteigerung beizutragen.

Muß mal schauen, ob ich den Beitrag zum Luftfilter nochmal finde ... Achja, im Tigerhome gibt es wohl auch ein Tuner, der dies bewiesen hat und die Airboxen entsprechend umrüstet.

Grüssle
Jürgen

PS: natürlich ist es jedem sein Bier, was er wie macht und was dabei herauskommt. Ich möchte mit diesem Thread lediglich - frei nach Olaf Schubert - "Mahnen und Erinnern".