Hallo Sprinter,
nachdem nur der heutige Tag für diese Woche das mitteleuropäische Sonnenfenster war, wollte ich die Gelegenheit nutzen und mal wieder eine Männertour einschieben. Zudem muss ja die GT endgültig eingefahren werden. Da hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe…. .
Das Ziel sollte Paris sein, wie dazumal 2005 mit der 955ier, denn wo gehört eine neue Triumph hin? Unter den Arc de Triomphe – natürlich. Das ist sozusagen die Taufe.
Es hat nicht sollen sein. Erstens war 07:30 Uhr zu spät für den Start (vorher war es echt zukalt / 6°C) und zweitens verlor ich schon bei der Durchquerung des Schwarzwaldes von Nagold nach Rheinau so viel Zeit wegen schleichender LKWs und Baustellen, dass ich mich erst gegen 10:30 Uhr kurz vor Metz auf der A4 in Richtung Paris befand. Das Navi kündigte mir eine Ankunft am Eiffelturm gegen 15:30 Uhr an. Zu spät! Da hätte ich die ganze Nacht für den Rückweg gebraucht, denn ich hatte beschlossen, den Hinweg über die Autobahn, den Rückweg aber über die N4 über Straßbourg zu fahren. Aber das ist in der Dunkelheit nicht ganz ungefährlich, denn ein Großteil der ausländischen LKW im europäischen Ost-West-Ost-Transit nutzt die N4, um die hohe Maut in F zu sparen. Da muss man des Nachts das Messer zwischen den Zähnen haben.
Kurzentschlossen verließ ich bei Metz die Autobahn und machte mich über die Dörfer auf in Richtung Mosel und Trier. Da war ich fast allein auf der Welt, nicht mal Menschen am Wegesrand gibt es dort. Erst an der Moseluferstraße habe ich siegefunden, die Menschen. Sie sind alle Rentner und steuern ein Wohnmobil mehr schlecht als recht durch die Weltgeschichte und genießen den Lebensabend und das Ende der Schulferien. War vor 2 Wochen dort das Durchschnittsalter vermutlich unter 30, so liegt es jetzt plötzlich über 60. Es sind Tausende. Soviele Wohnmobile am Stück habe ich noch nie gesehen. Und Du kannst sie kaum überholen, denn sie fahren auch bei 80 km/h im Zentimeterabstand, wie ein ICE. Meist sitzt das Männchen hinterm Steuer und das Weibchen schiebt ihm Apfelschnitze in den Mund oder es telefoniert. In jedem Fall ist das Männchen abgelenkt und keinesfalls in der Lage, ein Kraftfahrzeug ordentlich zu führen. Das führte dazu, dass ich einmal fast ins ABS hineinbremsen musste und ein ander mal nur durch vehementes Gas geben aus der Gefahrenzone kam. Es ist "greislich". Hoffentlich werde ich nicht auch so. Und wenn ich mir vorstelle, dass es immer mehr werden – Soylent Green – sag ich nur.
Und Hunde gibt es. Sobald ein Wohnmobil stoppt, springt der Hund heraus und sch… auf die Rabatten. Das Moselufer ist partiell zum Hundekackplatz verkommen. Was denken die sich, die Hunde? Auch die Mietmobile waren mit Hunden ausgerüstet, vermutlich Miethunde.
Und trotzdem ist es immer wieder beeindruckend, die Moselschleifen entlang zu swingen. Welch grandiose Landschaft. Dieses Tal ist einzigartig. Gundi und ich kennen die Gegend ganz gut, besonders die Burgen und Schlösser, denn wir haben in einem tollen Hotel in Cochem schon logiert. So hat es Spass gemacht, Bekanntes wieder zu entdecken und an der Mosel zu cruisen.
In Trier war zu meiner Freude das Gerüst an der Porta Nigra verschwunden und die Fassade der Spielbank gegenüber auch, sodass ich kurz in deren Einfahrt parken konnte, um ein paar Fotos zu schießen.
So ist es am heutigen Tag mit lediglich 794 Km bei einer Cafe-Fahrt geblieben und ich war schon um 20:00 Uhr wieder daheim.
Jedenfalls ist die GT nun eingefahren und ich bin überaus zufrieden. Leistung, Fahrwerk und Performance muss ich hier nicht anpreisen – alles Top. Top-Speed habe ich ihr noch nicht gegeben, dafür war es zu voll auf der Bahn. Gewiss steht sie hinsichtlich der Agilität – oder wie Daniel es ausdrückte, der Dynamik –keinesfalls hinter der 955ier zurück, mit beiden kann man zaubern. Und sie lässt sich gut balancieren. Auf der Bremse und mit gefühlvollem Gaseinsatz kann man fast auf der Stelle stehen, fast Trial-Feeling - mit Koffern, ohne Koffern, immer. Klasse.
Die Pirelli Angel finden meine volle Zufriedenheit, sie stehen – bei Trockenheit – den Diabolo Strada in nichts nach, was auch zu erwarten war (auch bei Nässe habe ich keine Bedenken, aber es hat Zeit, bis ist diesen Test machen kann, es hat Zeit).
Der Spritverbrauch liegt im Schnitt bei 5,1 L/100 Km, das war auch bei der Testmaschine auf Korsika so. Bei verhaltenem Autobahntempo kommt man locker über 400 Km mit einem Tank, lässt man es im Geläuf recht krachen, muss man nach 250 Km einen Zapfhahn suchen. Das ist bei Aston Martin, Ferrari und Porsche auch so. Premium-Probs!
Der Remus-Auspuff hat nun seinen endgültigen Klang entwickelt. Schon im Leerlauf ist er schön bassig und sonor. Bei höheren Drehzahlen fehlt ihm der „infernalische Schrei“der 955ier ab 7.000 u/min. Das macht er wett, indem er seine Umwelt drei Oktaven tiefer anbrüllt, wenn die Gashand will. Und im Schub poltert er heftig. Alles das aber ohne aufdringlich oder prollig zu wirken. Auch beim Grummeln bleibt er gentlemanlike.
Vom gelegentlich erwähnten hakeligen Getriebe ist bei meiner GT nichts zu spüren (bei der Testmaschine desgleichen nicht). Auch die Macke der Test-GT, bisweilen einfach mal „auszugehen“, ist meiner GT bisher fremd (zum Glück).
Die Qualität der „flacheren Sitzbank“ ist einwandfrei, ich hatte nach der heutigen Strecke keine Popo-Probs.
Was mir schon bei der Test-Maschine im Frühjahr aufgefallen ist, sie zickt nicht bei Orts-und Stadtdurchfahrten. Die Temperatur steigt um einen Strich und gut ist. Der Lüfter der Test-T ist bei knapp 30° im Mailänder Stadtverkehr staubedingt einmal angesprungen. Meiner, trotz der hohen Temperaturen der letzten Tage, gar nie. Da, wo sich bei Hitze in der Stadt die 955ier schon immer recht bockig zeigte, läuft die GT wie ein Lämmchen.
Der Hammer ist die Elastizität des 1050er-Motors mit der 6-Gang-Übersetzung der GT. Ab 1.000 u/min schiebt es aus der tornante heftig, ab 2.000 u/min orkanartig und ab 3.000 u/min muss selbst der Profi aufpassen, dass es ihn nicht über den Abgrund der nächsten tornante haut. Und das alles in seidenweich. Und wer Spass hat, aufgepoppte Benze oder „normale“ Porsche zu brüskieren, zieht auf der Bahn einfach bei Hundert (3.400 u/min) im 6. Gang nach der Baustelle auf. Wie klein die Welt hinter einem wird (ja, ich weiß schon, dass es Dosen gibt, die das auch schaffen, wenn der, der drinnen sitzt es schafft, aber das sind wenige –und wenn die nächste Kurve bei 250 kommt, werden es extrem sehr wenige).
Nun will ich es mit der Lobhudelei nicht übertreiben, es gibt auch Sachen, die nerven. Z.B. gibt es im Zubehör keine Racingscheibe, weder klar noch getönt (dass T eine sinnvolle Alternative anbietet ist wohl kaum denkbar). Nur eine Tourenscheibe mit aufgespritzter Oberlippe (kommt mir nicht drauf). Ich sehe es an den Fliegen und größeren UFOs. Die landen heftig mittig und oberhalb dessen auf dem Visier. Da hätte ich schon gern die „Beule“ der Racingscheibe, wie bei der 955ier, die solche Riesenplatzer an den Rand oder vorbei lenkt. Mit halb offenem Visier zu fahren, wie ich es mag, ist mit der GT kaum möglich, ohne direkten persönlichen Feindkontakt. Fährt man langsam, prallen die lediglich halb betäubten Dinger ab und landen ggf. in der leicht geöffneten Jacke. Muss ja nicht immer eine Wespe sein. – (fährt ja auch keiner mit halbgeöffneter Jacke – welch Wahnsinn). Und wer größer ist als ich, kriegt die Dinger halt zwischen Unterkante Helm und Oberkante Jacke, was auch nicht witziger ist.
Ich werde in nächster Zeit und in dieser Sache mal bei MRA vorbeifahren und nachfragen, wie es denn mit Abhilfe aussieht. Vielleicht brauchen die bloß mal ein Muster.
Das Licht! Ich habe es bei der Test-GT schon genossen, die anderen Verkehrsteilnehmer nicht so, denn es war zu hoch eingestellt. Wie ich jetzt mittels meines Manuals feststelle, ist das Einstellen der Scheinwerfer recht kompliziert und es muss auch einiges abgebaut werden, um an die Schrauben dran zu kommen. Nerv!!!
Davon mal abgesehen. Diese Ultra-Hell-Breitband-Knall-Scheinwerfer sind das Beste, was ich je am Motorrad hatte. Das ist Profi-Ralley-Standard. Vergiss Xenon, Glupsch und Superbirnen. Übertrieben ausgedrückt, die Leute stehen auf und gehen zur Arbeit, wenn Du nachts um eins aufgeblendet durch's Dorf fährst.
Der Warnton: Die Hupe ist so extrem sch… wie bei allen andern Ts. Ohne thermische Probs für die Hupe oder gar den Motor der GT zu schaffen, ist der Einbau der Stebel-Doppelhörner nicht möglich. Auch für den „Eintöner-Kompressor“ ist in der GT kein Platz. Aber es gibt ja auch bei Stebel „Scheibenhupen“ mit 130 Db. Ich habe sie schon daheim und werde sie zeitnah einbauen und berichten.
Mehr fällt mir jetzt nicht ein, meldet Euch, wenn es Fragen gibt. Nein! Probefahren dürft Ihr meine nicht, aber T hat derzeit ein super-gutes Angebot zum Probefahren einer GT. Nutzt das mal.
Der „eigentliche“ Deutschlandchef von T, der Uli Bonsels, hat mir vor Kurzem gemailt, dass die GT das meistverkannteste Motorrad der T-Palette sei. Der Mann hat Recht!!! Ändert Ihr das mal. Infos bekommt Ihr auf der T-home-page und hier im Forum, wo die GT-Gemeinde wächst.
Und nein, ich kriege immer noch kein Geld für die Werbung (wäre mal Zeit). Ich poste meine Erfahrungen deshalb, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt. Entscheidungen müsst Ihr selbst treffen. Und natürlich will ich, dass ein paar mehr GTs herumfahren, damit sich im Zubehör was tut.
Das langt jetzt,
Euch allen schöne Grüße vom Stubenho…. – Schwarzwaldrand
Uwe
[Im Anhang Fotos aus allen möglichen Perspektiven, weil die Jungs mit einer GT darum baten und das brauchen können.
Und ja: ich habe ein wenig mit Kontrast und Helligkeit gespielt, weil das Wetter einfach nur Sch..-Fotos zuließ. Auch sind einige unscharf, das liegt an den Billigkameras, die ich verwende. Aber Gundi hat mir versprochen, dass ich eine richtige Spiegelreflex bekomme, so wie früher, nur besser.]
Grüßle
Uwe