...oder warum ich ab heute zweimal im Jahr Geburtstag feier.
Heute sollte eigentlich ein guter Tag werden. Ein gemütlicher Ausritt nach Thüringen, um unser lokales Damenrollhockeyteam beim Spiel zu unterstützen.
Wir wollten eigentlich nur bis nach Werl über die Autobahn, bevor es dann über Land weiter gehen sollte.
Allerdings kam mir dabei etwas dazwischen.
Etwa eine Dreiviertelstunde nach der Losfahrt auf der BAB 3 Richtung Frankfurt, als die Maschinen langsam warmgefahren waren, konnte man zur Überbückung der schnöden Autobahn etwas schneller fahren. Also haben wir beschleunigt, auf dem linken Streifen bei (glücklicherweise) relativ freier Bahn.
Nach einigen Etappen mit 200-230 hatte ich irgendwann auf einmal keine Leistung mehr und das Mopped hat angefangen, sich zu schütteln wie sau.
Da ich mal ein Video von einer 1200er Daytona gesehen habe, die auf der Autobahn einen Motorplatzer hatte und das genauso ablief wie meine Situation, war mir sofort klar, was los war.
Also schnell Kupplung gezogen, ab auf den Standstreifen und Bremsen. Im Stand wurde ich dann auch relativ bald mit dichtem, blauen Rauch begrüßt. Ein Blick auf den Boden hat die Vermutung bestätigt. Ein Freund der hinter mir gefahren ist, wird mir später sagen dass der Rauch so dicht war, dass man kaum mehr etwas sehen konnte.
Nachdem die Notrufzentrale per Notrufsäule alarmiert war, hatte ich dann Zeit das erste Foto zu machen. (An dieser Stelle übrigens Repsekt für das hiesige Notrufsystem, das hat alles super und unkompliziert geklappt).
Sieht gar nicht so schlimm aus von dieser Seite, allerdings wollte ich von Links kein Foto machen, wegen der Nähe zur Fahrbahn.
Als dann irgendwann die Polizei eingetroffen ist, erste Erleichterung.
Offenbar war kein Öl auf der Fahrbahn, sondern nur auf dem Standstreifen und ausser der Laache unter dem Motorrad auch nur in geringen Mengen. Kein Bedarf, irgendetwas zu unternehmen und aus dieser Richtung also auch keine Konsequenzen für mich. Das Öl soll später der Abschleppdienst mit Bindemittel entfernen.
Als der Abschleppdienst dann später ankommt, auch hier die Erleichterung. Der Transport wird von der Versicherung bezahlt (Hier auch ein großes Lob an diese, die den Transport schnell und ohne irgendein Zutun meinerseits organisiert hat), lediglich für die Entfernung des Öls auf dem Standstreifen muss ich aufkommen, dass ist allerdings nicht viel.
Als ich dann zuhause angekommen bin, erstmal Garage frei Räumen und so einrichten, dass die Liebe hier eine Zeit lang stehen kann. Dann fange ich an ein paar Teile Abzuschrauben, um den Schaden genauer betrachten zu können.
Zunächst einmal die Teile, die ich vom Standstreifen (und aus dem Bugspoiler) aufgesammelt habe.
Die Schrauben sind noch gut, will die jemand?
Da ich erst vor kurzem die Steuerkette gewechselt habe, hatte ich die Befürchtung, die Kette lief falsch und hätte die Kurbelwelle quer belastet oder so, dadurch hätte es Sie raus gehauen.
Ein Blick in das Kupplungsgehäuse offenbart aber keine Schäden, die Kupplung ist ebenfalls in Ordnung (augenscheinlich).
Gleiches gilt für die Gegenseite
Beim Blick auf den Reifen wird mir zum ersten mal klar, was ich für ein Glück gehabt hatte. Was man hier sieht ist eine Mischung aus Öl, Spänen und Kühlflüssigkeit.
Nach Aussage eines befreundeten Motorradhändlers, der schon deutlich länger Motorrad fährt als ich auf der Welt bin, war es wohl ausgerechnet die hohe Geschwindigkeit, die mich vor schlimmerem bewahrt hat.
Vermutlich weil der Lastwechsel sonst wesentlich höher ausgefallen wäre, aber wirklich erläutert warum hat er nicht. Wenigstens ist die Kette jetzt gut geschmiert
Vielleicht das traurigste Opfer der ganzen Geschichte. Der seltene Bugspoiler war offenbar einem Teil im Weg
Der Schlagring ist übrigens vom Vorbesitzer, ich hab den beim Kauf garnicht realisiert
Ob die neue Form des Krümmers gut für die Aerodynamik ist?
Wer weiß, woraus so ein Krümmer gemacht ist, bekommt ein Bild davon, welche Kräfte hier am Werk waren.
Das ganze Ausmaß der Katastrophe.
Der Herr vom Abschleppdienst hat das Kommentiert mit:
Ich arbeite seit 24 Jahren im Abschleppdienst und habe auch schon einige Motorplatzer gesehen, aber sowas noch nie.
Der befreundete Motorradhändler hat dem zugestimmt, nur dass der noch ein paar Jährchen mehr im Geschäfft ist.
Beim Blick hinter die Ausgleichswelle fällt wieder auf, dass die Kurbelwelle zwar beschädigt (wen wunderts?), aber ansonsten nicht allzu sehr mitgenommen zu sein scheint.
Vor Allem ist sie noch genau da, wo Sie hin gehört. Ich habe also Hoffnung, dass wenigstens der Zylinderkopf überlebt hat
Wo ich schonmal den Krümmer runter hab, kann ich ja auch direkt mal einen Blick auf die Auslassventile werfen. Immerhin macht mich das Rasseln aus Krümmer und Endschalldämpfer etwas stutzig und unruhig.
Die Ventile aus Zylinder drei sehen gut aus.
Die Ventile in Zylinder zwei sind auch in Ordnung.
Soviel dann zur Hoffnung, wenigstens der Kopf hätte überlebt. Aber wenigstens weiß ich jetzt, was das Rasseln in der Abgasanlage ist .
Naja, was macht man da?
Auch wenn ein Austauschmotor den Restwert der Maschine (Hab Sie vor 3,5 Jahren als Unfallmaschine für schlappe 2200 gekauft) wohl deutlich übersteigen wird,
so einen Exoten kann man ja nicht einfach aufgeben. Vor Allem in der Farbe .
Also heisst es jetzt wohl, erstmal zu sparen.
Da davon auszugehen ist, dass kein relevantes Teil des Motors überlebt hat, spiele ich mit dem Gedanken, mir einen 1050er einzubauen. So weit ich mich erinnere, sollte der Einbau mit nur wenigen Problemen belastet sein. Aber darüber mache ich mir später Gedanken. Jetzt werde ich erst einmal mein Erstes Mahl seit dem Brot heut Morgen genießen.
Es hätte immerhin deutliche schlimmer kommen können.
In nächster Zeit werde ich die Gute weiter zerlegen und hier mal updaten, falls noch etwas interessantes zu Tage tritt.
Ich bin gespannt ob ich irgendwann einmal sagen kann, was hier genau passiert ist. Ob die Ventile auf dem Kolben aufgeschlagen sind und das Desaster ausgelöst haben?
Oder ob es tatsächlich die Auslgeichswelle war, die das Gehäuse zerrissen hat? Sinn macht für mich aktuell eher zweiteres, weil die Kurbelwelle eben noch so gut sitzt.
Allerdings ist der Motor (erste Generation Sprint RS) auch dafür bekannt, schwache Ventile zu besitzen. Die Maschine hatte in letzter Zeit relativ stark und Drehzahlabhängig getickert.
Ich dachte dabei zunächst auch an die neue Steuerkette, die sich erst noch einspielen muss. Mittlerweile ziehe ich hier aber auch ein Pleuellagerschaden in Zylinder 1 in betracht.
Es ist für mich auch etwas Ironie dabei, dass der Motor ende des Jahres eigentlich zerlegt, und komplett überholt werden sollte.
Am wichtigsten ist aber, dass es zu keinen Personenschäden gekommen ist.
Weder meinerseits, vor Allem aber auch nicht für irgendwelche unbeteiligten, die hinter mir gefahren sind. Gerade dem hinter mir fahrenden Freund hätte wer weiß was passieren können.
Beste Grüße
Rinne
[EDIT] Laufleistung des Motors war übrigens ca. 74.600km Also weniger als die Hälfte als ich als Lebensdauer geplant hatte
UPDATE: Neue Bilder und Erkenntnisse weiter unten / auf der nächsten Seite oder unter folgendem Link:
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